Alkoholfreie Gastlichkeit in der KAFFEEWELT.
Interview mit Ronald Spahr, Suchtberater im Stadtteil-Café
Viel mehr als eine Kaffeepause ...
Es ist eine ganz besondere Welt, die KAFFEEWELT im Herzen von St. Georg. Nicht nur, dass man hier aromatischen Spitzenkaffee in allen Varianten, die leckersten Sahnetorten und „Süppchen wie von Muttern“ serviert bekommt. Es gibt auch etwas, dass es hier garantiert nicht gibt: Alkohol. Das freundliche Stadtteil-Café im Georg-Asmussen-Haus hat nämlich noch einen zweiten Eingang. Den zur Sucht-Beratungsstelle der Hamburger Guttempler. „Alkoholfreie Gastlichkeit“ lautet das Motto. Die Gäste finden’s gut und schätzen die warme, offene und ungezwungene Atmosphäre. Die KAFFEEWELT gilt als echter Tipp für kleine Leckereien und beliebter Treffpunkt zum „Atemholen“ beim Shopping oder Business.
Wir sprachen mit Ronald Spahr, dem Leiter der Guttempler Beratungsstelle im Georg-Assmussen-Haus,Herr Spahr, die Kombination aus Stadtteil-Café und Suchtberatung ist in dieser Form sicher einzigartig.
Wie kommt Ihr Konzept bei den Hamburgern an?
„Sehr gut. Auf der einen Seite läuft die KAFFEEWELT ein echtes Stadtteil-Café mit der ganzen Spezialitätenpalette, vom Schümli-Kaffee bis zum Latte Machiato, feinstem Kuchen, Snacks und knackigen Salaten. Da kommen auch viele Mitarbeiter aus den umliegenden Firmen zur Mittagspause oder auf einen Imbiss nach Feierabend vorbei. Oder ausländische Besucher, St. Georg ist ja nun mal Multikulti. Auf der anderen Seite kann jeder, der mit Abhängigkeitsproblemen zu tun hat, unser kompetentes Beratungsangebot in der zweiten Etage nutzen. Das ist kostenfrei, unverbindlich und ganz unkompliziert. Man kann – sozusagen inkognito – den separaten Eingang benutzen oder gleich vom Café aus die Treppe hoch gehen.“
Welche Idee steht dahinter?
„Das Café ist sozusagen der schwellenlose Zugang zur Beratungsstelle. Stellen Sie sich ein Haus vor, auf dem mit großen Lettern „Beratungsstelle“ steht, das würde viele abschrecken. Die meisten Kaffeegäste wissen gar nicht, dass beides zusammengehört. Das ist auch nicht erkennbar. Sie sprechen uns höchstens darauf an, wenn sie die ausgelegten Flyer und Programmhefte sehen.“
Wie viele Mitarbeiter sind in dieser Einrichtung beschäftigt?
„Außer zwei fest angestellten Sozialtherapeuten, einer Verwaltungskraft und der Leiterin des Cafés arbeiten hier etwa acht Mini-Jobber beziehungsweise 1-Euro-Kräfte. Wir bemühen uns, ihnen eine berufliche Wiedereingliederung zu ermöglichen.“
In wieweit sind die Guttempler hier bekannt?
„In der Öffentlichkeit eher weniger. Man kennt uns in Klinken, Arztpraxen und in Kreisen, in denen es um Suchterkrankungen geht. Menschen, die zu uns kommen, sind oft positiv überrascht. Manche denken, die Guttempler wären eine Sekte. Aber damit haben wir nun wirklich überhaupt nichts zu tun. Bei uns kann jeder kommen und gehen wann er will, Unser Ziel ist es, allen Menschen ein erfülltes Leben in Freiheit und Würde zu ermöglichen. Und zwar auf der etwas altmodisch klingenden Basis von Enthaltsamkeit, Brüderlichkeit und Frieden.”
Wie finanzieren Sie Ihr Beratungsangebot?
„Das Projekt wird von der Behörde für Soziales und Gesundheit unterstützt. Wir führen pro Jahr etwa 1200 Einzelgespräche mit Kontaktsuchenden. Außerdem gibt es hier mehrere Selbsthilfegruppen.“
Neben KAFFEEWELT und Suchtberatung kann man im Georg-Asmussen-Haus auch Räume für private Veranstaltungen und Tagungen mieten ...
„Ja, wir können einen Saal für bis zu 125 Personen und 4 modern ausgestattete Seminarräume anbieten. Auf Wunsch sogar mit Beköstigung.”