Die 15. Ausgabe "Be Well in Hamburg St. Georg" ist erschienen  

St. Georgs Stadtteilführer für 2024

 

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Dragomirs Spruch der Woche
frei nach Winston Churchill: "Etwas aufzubauen mag langsame und mühsame Arbeit von Jahren sein. Es zu zerstören kann der gedankenlose Akt eines einzigen Tages sein."

   


Als ich bei der Hamburger Hochbahn AG nach einem Busfahrer frage, der etwas von den Hybrid-Bussen versteht, fällt sofort der Name Joachim Will. Der 56-Jährige arbeitet seit 1986 im Unternehmen und ist seit 2002 bei der Erprobung der durch Brennstoffzellen betriebenen Busse engagiert, er ist Hybrid-Busfahrer aus Leidenschaft. Von Haus aus ist er Elektromaschinenbauer, Busfahrer, Trainer und Koordinator in Personalunion. Vor allem aber ist Will Botschafter dieses deutschlandweiten Vorzeigeprojekts: des sukzessiven Aufbaus einer C02-neutralen Wasserstoffbus-Flotte in Hamburg. Derzeit fahren vier rein durch H2(Wasserstoff) angetriebene Busse durch Hamburg. Der Citaro FuelCELL-Hybridbus fährt dabei hauptsächlich die repräsentativen Strecken direkt am Hafen entlang. Es kommt vor, dass Will und seine Kollegen ganze reisebusgroße Touristengruppen durch die Stadt bugsieren, denn der Komfort durch die leichte Fahrweise dieser Prototyp-Busse hat sich inzwischen weit über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Der grüne Hybrid-Bus ist zum Flaggschiff der Energiewende geworden, da er absolut schadstofffrei und so leise ist,


dass manch ein Fahrgast ins Flüstern gerät, weil er sich selbst so laut sprechen hört. Der Bus ruckelt nicht beim Anfahren, denn er hat kein Getriebe, und er vibriert auch nicht, weil der herkömmliche tuckernde Dieselmotor fehlt. Er gleitet in schier unglaublicher Leichtigkeit durch den dichten Hamburger Stadtverkehr. Die elektrische Energie, die durch die Brennstoffzellen zur Verfügung gestellt wird, kommt dabei zu 50 Prozent bei dem Radnabenmotor an, was als hocheffizient gilt. Lange Anlaufphasen und Warming-ups von Motoren gehören der Vergangenheit an. 
Wer mehr wissen will und sich dafür interessiert, wie technisch ausgeklügelt der Antrieb dieses neuen H2-Bustyps ist, dem hilft Will weiter. Als wir auf der Tour einen Zwischenstopp einlegen, zeigt er auf einen der beiden Monitore, die gut sichtbar im Fahrgastraum montiert sind. Mit dem Finger beschreibt er den schematisierten Weg der Antriebstechnologie von der Brennstoffzelle bis hin zu den Radnabenmotoren an der Hinterachse. Knapp 900 Zellen wandeln dabei H2 durch die chemische Reaktion mit Sauerstoff (O2) direkt zu Strom um. Die dabei entstehende Energie wird zu den Radnabenmotoren geleitet und mit hohem Wirkungsgrad in Kraft, also den Antrieb, übersetzt. Ein weiteres ausgeklügeltes System: Die im steten Stop-and-Go-Stadtverkehr gewonnene Energie aus der Bremskraft wird wiederum in einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 27 kW gespeichert.

Will lächelt, als er mir weiter erklärt: Die Busse der ersten Generation (2002 bis 2010) haben noch dreimal so viel Wasserstoff verbraucht. Energie aus der Bremsleistung gab es auch nicht. So benötigte der erste Bus noch etwa 22 kg Wasserstoff für eine 100 Kilometer lange Strecke. Durch verbesserte Technik und das Speichern  der Bremsenergie in der Lithium-Ionen-Batterie konnte der Wasserstoffverbrauch deutlich gesenkt werden. Eine große technische Leistung, wie Will betont. Heute benötigt der Citaro FuelCELL-Hybridbus nur noch ca. acht Kilogramm auf seiner täglichen Tour durch die Hamburger Innenstadt. 
Die geschulten Busfahrer betanken ihre Hybrid-Busse selbst. Innerhalb weniger Minuten können die insgesamt sieben, allesamt auf dem Dach des Busses montierten Tanks mit Wasserstoff befüllt werden. Will fährt dafür mit mir zur öffentlichen  Wasserstofftankstelle in der HafenCity, die verblüffende Ähnlichkeit mit einer herkömmlichen Tankstation hat. Nachdem er einen Potentialausgleich durchgeführt Hochvolt am Bus abgeschaltet hat, wird die Tankkupplung mit dem Bus verbunden. Danach verläuft der Tankvorgang vollautomatisch.

Für Will ist Wasserstoff als Antriebsmittel eine sichere und zukunftsträchtige Sache. Denn das zur Herstellung benötigte Wasserist überall verfügbar und macht die Industrieländer unabhängig von fossiler Energie. Und die aufwendige und energieintensive Herstellung von H2 lässt sich aus regenerativer Energie betreiben. „Schauen Sie“, erklärt er mir, „wir haben Lastüberschüsse von regenerativer Energie tagsüber, wenn der Wind bläst und die Sonne scheint. Dann wird zu viel Strom erzeugt. Dieser grüne Strom wird derzeit billig in die EU-Länder abgegeben. Dabei könnte man damit Wasserstoff als Treibstoff herstellen.“ Ein idealer Zwischenspeicher von Energie, wie er findet. Das sehen auch andere so. Denn langfristig, so die Prognosen der Hamburger Hochbahn AG, wird der Dieselkraftstoff preislich in die Höhe schnellen; spätestens wenn das Öl knapper wird. Dann, so prognostiziert Will, wird Wasserstoff eine willkommene, günstige Alternative sein und sich in der Herstellung lohnen. Noch werden die eine Million Euro teuren Hybrid-Fahrzeuge vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit rund 50 Prozent bezuschusst. Die mobile Zukunft des städtischen Verkehrs, so stellt sich der überzeugte H2-Befürworter vor, ist im PKW-Sektor elektrisch und im kommunalen Bereich, bei ÖPNV und Stadtreinigung, Fuel-Cell-Hybridtechnologie. 

Die Nachfrage bei den Fahrgästen, die an diesem Montagmorgen in den Bus einsteigen, ergibt eine ähnliche Stimmung. „Es ist ein gutes Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt Christine H. (46), die gut informiert ist und offen ihre Meinung äußert. Teurer dürfte die Fahrkarte aber nicht werden. „Wir Fahrgäste sind ja abhängig vom Netz des öffentlichen Nahverkehrs. Wir können ja nicht entscheiden, in welchen Bus wir steigen; in einen umweltfreundlichen oder in einen umweltbelastenden.“ Auch Saskia B. (18) möchte nicht mehr bezahlen. Der Klimawandel muss bezahlbar bleiben, sagt die junge Frau. Sie stellt sich aber vor, dass in Zukunft die gesamte Busflotte des öffentlichen Nahverkehrs mit Wasserstoff betrieben ist. „Das muss ganz normal werden“, meint sie. Eine Frau mit Kinderwagen dagegen zuckt die Achseln. Nein, sie habe nicht bemerkt, dass an diesem Bus etwas anders ist. Das nächste Mal aber würde sie stärker darauf achten. Joachim Will nickt. „Ja, nur so geht es“, bemerkt er. „Nach und nach interessieren sich immer mehr Leute für den Hybrid-Bus“. Er lächelt stolz. „Es ist schon toll, dass Hamburg so ein Leuchtturmprojekt hat. Und es ist ein schönes Gefühl, bei so einer zukunftsträchtigen Technologie dabei zu sein!“ 
Eine Reportage von Dr. Katharina Ceyp-Jeorgakopulos für Impetus Zeitschrift der HAW, Fotos: Julia Siekmann

www.sauberbus.de
Bildunterschriften: 1. Joachim Will betankt seinen Brennstoffzellenbus immer selbst.
2 + 4. Das leuchtende Grün des „SauberBus“ fällt auf im Straßenbild Hamburgs.
3. Ein Monitor über den Sitzen zeigt während der Fahrt, wie der Bus emissionsfrei angetrieben wird.
 

 

   

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